Die koordinative Bewegungserziehung
B.A.L.U. ®
Erwartungsvoll stehen Vorschulkinder im Schulhof der Realschule. Bald werden sie ihren Weg in die Schule selbst bestreiten. Mit der Einschulung wird den Kindern mehr Verantwortung übertragen. Auch auf ihrem Weg in die Schule beginnt der „Ernst des Lebens“. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Roller müssen sie sich mit einer Vielzahl von Regeln, Schildern und anderen Reizen auseinandersetzen. B.A.L.U. ® soll ihnen dabei helfen. „Weißt du Oli, auf B.A.L.U. habe ich mich am meisten gefreut!“ findet Per. „Am meisten von was?“ hakt Oli nach. „Am meisten vom ganzen Jahr!“ antwortet Per strahlend. Mit lachendem Gesicht steht er vor Oli. Oli, das ist der ehemalige Bundesliga-Fußballer Oliver Otto, der für das bunte Treiben verantwortlich ist. Doch keine Zeit verpassen. Der Mann in der Jogginghose hebt die grüne Farbe in die Luft. Der Abstand zum Vordermann wird mit einem Reifen eingehalten. Das Startsignal, nicht nur für Per. Ihre Ampel schaltet auf „Los“. Die Kinder springen durch den aufgemalten Parcours im Schulhof und schauen, dass sie auf der richtigen Seite der Straße bleiben. „Haltet die Abstände zum Vordermann beim Fahren ein!“ ruft der Sport- und Gymnastiklehrer Otto. Huups, da ist die Ampel schon über gelb auf rot gesprungen. Vollbremsung. Gar nicht so leicht, zu fahren und auf die Ampel zu schauen. Einige Auffahrunfälle ohne Personenschaden. Also, weiter geht es. Alle erhalten genug Zeit, um sich an das Alles zu gewöhnen. Im Straßenverkehr wäre das Ganze vielleicht nicht so glimpflich ausgegangen. Die Verkehrszeichen werden auch geklärt. „Was bedeutet dieses Schild, dass so aussieht, wie ein Spiegelei?“, fragt Otto in die vergnügte Runde. Die Kinder schauen sich amüsiert an und aus Lena platzt es schließlich heraus: „Das ist kein Spiegelei!“ Recht hat sie. Das Vorfahrtschild ist einigen Kindern schon bekannt. Anders sieht es bei dem Schild mit dem roten Rand und den zwei Autos, in rot und schwarz aus. „Hier müssen die Autos nicht nebeneinander fahren!“ weiß Luis. „Genau richtig! Das bedeutet Überholverbot.“ Ergänzt Otto.
B.A.L.U.® benutzt emotionale Bilder, die sich die Vorschulkinder merken können und im Kopf langfristig haften bleiben. Unter dem Motto „gemeinsame positive Erfahrung im Verkehr + Bewegung = Vertrauen + Motivation“ tourt der Sportlehrer seit 2010 mit seinem Projekt durchs Ländle und bereitet Kinder spielerisch auf die Teilnahme am Straßenverkehr vor. Die Stadt Wernau und die Bosch Bkk unterstützen B.A.L.U.®. Dass dies aktuell mehr denn je Sinn macht, belegen die Zahlen einer internationalen Studie unter Leitung der Goethe-Universität Frankfurt. Laut Statistiken der WHO bewegen sich 83,7 Prozent der Kinder in Deutschland nicht ausreichend. Deutschland nimmt in diesem Ranking hinter Südkorea, Italien, Frankreich, Russland und China Platz 6 in der Welt ein. Wie der Sportlehrer das im Kleinen verändern will, spüren die Kinder sofort – mit Spaß und motivierenden Spielen und Spielgeräten. Vom Tretroller über den „fliegenden“ Holländer und das Skate-Einrad hin zum Sulki.
Parallel zum Verkehrsparcours können die Kinder an einer speziell abgegrenzten B.A.L.U. ® -Bewegungsbaustelle lernen, wichtige körperliche Fähigkeiten zu entwickeln. Auf selbstgemalten Plakaten trainieren die Kinder an ihrem Körpergefühl, ihrer Aufmerksamkeit und ihrem Selbstvertrauen. Knie dich auf das Wackelbrett und brülle so laut wie ein Löwe, steht da auf einem Bild geschrieben. Ina versucht sich ein bisschen zaghaft. „Das ist aber ein süßes Kätzchen. Jetzt lass den Löwe raus!“, fordert Otto das Mädchen auf. Das Mädchen grinst in sich und brüllt mutig für alle überraschend. Sie scheint dabei selbst ein bisschen erschrocken zu sein, was da alles in ihr steckt. Obwohl ihr Körper auf dem wackeligen Untergrund ein wenig unsicher ist, wirkt sie nach dem Brüller glücklich und entspannt. Ein bisschen Selbstbewusstsein, eine Brise Yoga und zwei Löffel Gleichgewichtsschulung. Fertig ist das Baustellen-Rezept und nun leider auch B.A.L.U. ®.
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